Eine neue Verwaltung im Dienst der Angestellten
Seit 2015 wurde im Ministerium des öffentlichen Dienstes und der Verwaltungsreform darüber nachgedacht, wie sich die Gesundheit am Arbeitsplatz – sowohl die körperliche als auch die psychische – am besten fördern ließe. In der 8. Ausgabe unseres Magazins berichteten wir im Rahmen eines Interviews mit Minister Dan Kersch und Regierungsrätin Paulette Lenert über erste Schritte, die diesbezüglich bereits in die Wege geleitet wurden. Heute liegt der Vorentwurf eines Gesetzes vor, das den Rahmen schaffen soll für eine integrative Politik in diesem Bereich. Beraterin Mireille Colbach-Cruchten, Koordinatorin der Strategie Sicherheit, Gesundheit und Lebensqualität am Arbeitplatz und Dr. Mareike Bönigk, Psychologin und chef de service des Service psychosocial gaben uns über den aktuellen Stand der Dinge Auskunft.
Das CSQT*– integrativ und mulidisziplinär
Im geplanten Zentrum sollen verschiedene Dienstleistungen der Fonction publique miteinander vereint werden. Die seit langem existierenden Verwaltungen der Sicherheit im Öffenlichen Dienst (Service national de la sécurité dans la fonction publique) , und des Medizinischen Dienstes (Administration des services médicaux du secteur public), zu dem sowohl die Arbeitsmedizin wie auch die Kontrollmedizin gehören, sollen im
Rahmen einer neuen Verwaltung durch den Service psychosocial ergänzt werden.
Der Vorteil dieser neuen Verwaltung, deren Ausrichtung im erwähnten Gesetzesentwurf beschrieben wird, liegt in der Zusammenarbeit der Spezialisten der unterschiedlichen Divisionen. Physische und psychische Symptome sind häufig aneinander gekoppelt und die Fonction publique bemüht sich um eine ganzheitliche Sicht des Menschen, die das Zusammenwirken beider Komponenten unterstreicht.
Effizienz durch Zusammenarbeit
Durch eine fusionierte Verwaltung können Themen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden, um umfassende Herangehensweisen zu definieren, die es ermöglichen, Verwaltungen oder einzelnen Personen im öffentlichen Dienst eine adäquate Hilfestellung anzubieten . Häufig liegen die Ursachen für Probleme an einer anderen Stelle, als von den Betroffenen vermutet. So können beispielsweise muskuläre Probleme durch Stresssituationen entstehen oder umgekehrt kann emotionales Leiden auf physische Umstände, etwa eine schlecht funktionierende Belüftung oder zu wenig Tageslicht im Büro zurückzuführen sein. An dieser Stelle läge es in der Verantwortung des CSQT, die Problematik in ihrer Gesamtheit zu erfassen und in der Zusammenarbeit mit den jeweiligen Flügeln des Centre eine Lösung zu erarbeiten.
Zurzeit arbeiten bereits etwa zwanzig Personen aus den unterschiedlichen
Divisionen des geplanten CSQT zusammen. Geplant ist vorläufig ein Kollektiv von 30 Mitarbeitern. Die zwei bereits tätigen Psychologinnen werden ab Oktober durch einen dritten qualifizierten Mitarbeiter im Service psychosocial unterstützt werden.
Missionen
Auf einer ganz allgemeinen Ebene geht es um die essenzielle Frage : Was braucht der Mensch, um am Arbeitsplatz zufrieden und motiviert zu sein ?”, erklärt uns Frau Colbach-Cruchten. Wir alle verbringen einen Großteil unseres Lebens auf der Arbeit und das Ziel eines jeden Arbeitgebers müsste darin bestehen, für die Zufriedenheit seiner Mitarbeiter zu sorgen, einerseits aus einem moralischen Imperativ heraus, andererseits aber auch weil ein glücklicher Mitarbeiter motivierter und infolge dessen auch produktiver ist.
Die Einführung des Service psychosocial ist Teil einer Neuausrichtung der Personalpolitik im gesamten öffentlichen Dienst, die Minister Dan Kersch angekurbelt hat. Ziel ist auch, neben der Regierungsverwaltung und den Kommunen, eine breite Öffentlichkeit für die Relevanz des Themas zu sensibilisieren. Gezielte Schulungen im öffentlichen Dienst sind ebenfalls angedacht.
Der Service psychosocial
Aus dem umfassenden Service Prévention Santé ging bereits Ende 2016 der Service psychosocial hervor, dessen Missionen und Arbeitsmethodik als spezialisiertes Betreuungsangebot erstmals klar definiert wurden. Als Teil des CSQT bot sich eine Namensänderung an, die eben diese Spezialisierung im Rahmen der neuen, multidisziplinären
Verwaltung wiederspiegelt.
Neben den Aufgaben einer Denkfabrik, die auf theoretischer Basis nach präventiven Maßnahmen sucht und diese für die Fonction publique und den kommunalen Sektor spezifisch umsetzt, bietet der Service psychosocial sich auch als Anlauflaufstelle für Menschen in Notsituationen an, die aus unterschiedlichen Gründen psychisch leiden und hier eine psychologische Betreuung erhalten und gegebenfalls an Spezialisten weitergeleitet werden können.
Konflikte als Hauptproblem
Als „Spiegel der Gesellschaft”, wie Frau Bönigk den öffentlichen Dienst umschreibt, gibt dieser die gleichen Probleme in einem kleineren Rahmen wieder. In Zeiten wirtschaftlicher Prosperität und überschaubarer Arbeitslosenzahlen sind für die meisten Bürger Luxemburgs, insbesondere für die Angestellten bei Staat und Gemeinden, die Grundbedürfnisse des Lebens abgedeckt. Darüber hinaus gibt es bei allen Menschen weitere Bedürfnisse, wie das Bedürfnis nach sozialem Zusammenhalt oder auch nach Selbstverwirklichung. Ein Grund für Unzufriedenheit am Arbeitsplatz sind deshalb häufig Konflikte, sowohl unter Arbeitskollegen als auch zwischen Vorgesetzten und Angestellten, wobei die meisten Probleme nicht auf die Hierarchie zurückzuführen sind.
Die meisten Menschen, die beim Service Psychosocial eine Beratung in Anspruch nehmen, sind Konfliktsituationen ausgeliefert, die sie selbst nicht mehr bewältigen können. Frau Bönigk betont in diesem Zusammenhang das Zusammenwirken vieler Faktoren, die einen Einfluss auf die psychische Gesundheit nehmen können.
Manchmal liegen auch private Probleme vor, was dazu führen kann, dass betroffene Menschen empfindlicher auf Herausforderungen in der Arbeitswelt reagieren. Hier ist es Frau Bönigk wichtig zu betonen, dass ebenso Menschen mit Problemen im Privatleben zu ihnen kommen können, da Beruf und Privatleben sich gegenseitig beeinflussen und auch auf dieser Ebene einer ganzheitlichen Sicht Rechnung getragen werden muss. Gegebenenfalls orientiert der Service Psychosocial die Klienten dann weiter an Spezialisten.
Ein weiteres Anliegen des Service Psychosocial ist es, durch Schulungen und die Zusammenarbeit mit den Betroffenen und ihren Kolleginnen und Kollegen, zu einer Destigmatisierung psychischer Störungen beizutragen.
Mobbing
Als kleinen, jedoch wichtigen Teil der neuen Dienstleistung beschreibt Frau Bönigk den Umgang mit dem Thema Mobbing. Wenn der Betroffene es wünscht, kann er im Anschluss an die vertrauliche Beratung eine „demande de protection contre le harcèlement moral ou sexuel” stellen. Auf Basis einer umfassenden Untersuchung neutraler Gutachter wird darüber entschieden, ob es sich um Mobbing handelt. Ist dies der Fall, wird in letzter Instanz ein Disziplinarverfahren gegen den Täter eingeleitet werden. In jedem Fall werden Empfehlungen zum weiteren Umgang mit dem Konflikt oder der Mobbingsituation an die betroffene Administration gegeben.
Zusammenarbeit mit Gewerkschaften begrüßt
m Rahmen der Vorbereitungen des CSQT wurde ein Gremium gegründet, das uns als FGFC, die CGFP sowie unseren Dachverband, den SYVICOL, einschließt. Frau Colbach-Cruchten betont die Vorteile derart gebündelter Ressourcen, da alle das gleiche Ziel verfolgen : die Förderung guter Arbeitskonditionen im öffentlichen Dienst. Sowohl die Gewerkschaften als auch Vertreter des Ministeriums und des zukünftigen Centre profitieren darüber hinaus von einem informellen Austausch und können in der Zusammenarbeit einen umfassenderen Dienst an den Menschen leisten. So können wir als Gewerkschaft Mitglieder in Konfliktsituationen, deren Betreuung unsere Kompetenzen überschreitet, an den Service psychosocial weiterleiten, während dieser Hilfesuchende, z. B. bei Fragen rund um das Arbeitsrecht, auf uns verweisen kann. Selbstverständlich findet jeder Austausch unter Berücksichtigung der Vertraulichkeitsvereinbarung zwischen den Psychologen und den Betroffenen statt. Eine weitere Art der Zusammenarbeit findet bereits mit den Delegierten der Gewerkschaften statt, die im Rahmen von Schulungen für Fälle sensibilisiert werden, die einer Weiterleitung an den Service psychosocial bedürfen. Auch eine erste Beratung kann durch die Unterstützung der Delegierten, denen es freisteht, sich jederzeit mit Fragen an die Psychologen der Dienststelle zu wenden,
gewährleistet werden.
PLUS D’INFOS
Für eine individuelle psychologische Beratung oder
bei Fragen zum Service psychosocial wenden
Sie sich bitte an folgende E-Mail-Adresse :
service-psychosocial@mfp.etat.lu
Auch telefonisch stehen Ihnen Psychologen
in der Zentrale der Dienststelle zur Verfügung : Tel : 247-73111
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