FGFC beantragt Schlichtung im Konflikt mit TICE
Gewerkschaft prangert Missmanagement, Personalnot und Verschlechterungen im Liniennetz an
Nach Monaten des Schweigens und ausbleibender Reaktionen auf wiederholte Gesprächsversuche hat die FGFC, Gewerkschaft des Gemeindepersonals, offiziell die Einschaltung des nationalen Schlichtungsdienstes im Konflikt mit dem Bus-Syndikat TICE beantragt. Aus Sicht der Gewerkschaft war dieser Schritt unausweichlich, nachdem sämtliche Bemühungen um einen echten Sozialdialog mit der TICE-Direktion und den politischen Verantwortlichen ins Leere gelaufen sind.
Fahrplananpassungen: Schritt in die richtige Richtung – aber auf Kosten der Fahrgäste
Die FGFC begrüßt grundsätzlich, dass auf die Personalvertretung gehört wurde und es endlich zu einer Anpassung der Fahrpläne im TICE-Netz gekommen ist. Auf der Straße ändern sich Verkehrssituation und Infrastruktur jedoch permanent, sodass der alte Fahrplan schon lange nicht mehr der Realität entsprach.
Dieses veränderungsresistente Vorgehen hatte konkrete Folgen: Auf mehreren Buslinien kam es zu massiven Verspätungen, zum Überschreiten der Lenkzeiten und in der Folge zu zahlreichen Beschwerden – sowohl von Fahrerinnen und Fahrern als auch von Fahrgästen. Künftig müsste der Fahrplan nach Auffassung der Gewerkschaft mindestens einmal pro Jahr evaluiert und bei Bedarf angepasst werden, um derartige Situationen zu vermeiden.
Die neue Streckenführung, die im Januar 2026 in Kraft treten soll, bedeutet für viele Fahrgäste jedoch eine faktische Verschlechterung. Verschiedene Abschnitte sind unter realen Verkehrsbedingungen kaum oder gar nicht fahrbar. Die FGFC hat sowohl beim TICE als auch beim Transportministerium interveniert und ein detailliertes Dossier mit allen problematischen Passagen vorgelegt. Das Fachwissen des Fahrpersonals wurde dennoch ignoriert; an der ursprünglichen Planung wird festgehalten.
Konkret kritisiert die FGFC unter anderem:
• Die Linien 2, 4 und 5 werden den Bahnhof Esch nicht mehr bedienen, sondern direkt über den Rathausplatz geführt.
• Die Linie 7 – ebenso wie keine andere TICE-Linie – wird ab Januar 2026 nicht mehr am Escher Krankenhaus vorbeifahren.
Auch wenn der Bahnhof nur rund 300 Meter vom Rathausplatz entfernt liegt, stellt dieser zusätzliche Weg – und vor allem der Wegfall der Haltestelle am Krankenhaus – für viele ältere oder in ihrer Mobilität eingeschränkte Personen eine spürbare Hürde im Alltag dar. Hier müssen sich sowohl Bürgerinnen und Bürger als auch Fahrerinnen und Fahrer auf neue Schwierigkeiten einstellen.
Darüber hinaus wurde bei der Planung der neuen Streckenführung die Größe der Busse nach Ansicht der FGFC nicht ausreichend berücksichtigt.
Der Personalvertretung sind unter anderem folgende Probleme aufgefallen:
• Straßen, auf denen zwei sich begegnende Busse nicht aneinander vorbeifahren können, ohne auf den Bürgersteig ausweichen zu müssen. Das stellt nicht nur ein erhebliches Sicherheitsrisiko für Fußgänger dar, sondern ist laut Code de la route ausdrücklich untersagt. Hier werden die Fahrerinnen und Fahrer faktisch gezwungen, eine Ordnungswidrigkeit zu begehen.
• 90-Grad-Kurven, die mit Gelenkbussen schon ohne Gegenverkehr kaum zu bewältigen sind. Wie dies im Alltagsverkehr funktionieren soll, bleibt offen.
• Hindernisse auf der Fahrbahn, die Unfälle begünstigen oder provozieren könnten.
Besonders irritierend ist aus Sicht der FGFC eine Äußerung aus einer betroffenen Verwaltungseinheit der Gemeinde, wonach „es erst zum Chaos kommen muss, damit sich etwas ändert“. Für die Gewerkschaft steht dieses Vorgehen im klaren Widerspruch zu einer verantwortungsvollen Planung im öffentlichen Dienst.
Personalmangel in der TICE-Werkstatt: „Eine Krise mit Ansage“
Seit Langem weist die FGFC auf den Personalmangel in der TICE-Werkstatt hin, zuletzt bei einer Intervention vor dem TICE-Büro am 16. Mai. Zwar habe es Reaktionen gegeben, diese seien jedoch viel zu spät erfolgt, sodass die Werkstatt seit fast einem Jahr mit deutlich zu wenig Personal arbeiten müsse.
Eine systematische Personalbedarfsrechnung, die eigentlich jedes Jahr durchgeführt werden müsste, erfolgte erst nach der ausdrücklichen Forderung der Personalvertretung nach einem Audit.
Die Konsequenzen treffen das Werkstattpersonal sowie die Bürgerinnen und Bürger im Süden direkt:
• Jeden Morgen fehlen rund zehn Gelenkbusse im Einsatz.
• Fahrten fallen aus oder es werden Kleinbusse auf Hauptlinien eingesetzt.
• Outsourcing als Notlösung musste aufgrund von Budgetengpässen gestoppt werden.
• Die Beschäftigten stehen unter massivem Druck.
Dies führt aus Sicht der FGFC langfristig zu einem erheblichen Gesundheits- und Sicherheitsrisiko. Die Ursache sei eindeutig: Es fehle an einer kohärenten und realistisch geplanten Personal- und Budgetpolitik. Die aktuelle Situation sei das Ergebnis von Missmanagement, auf das die FGFC immer wieder öffentlich hingewiesen hat.
Gleichzeitig entstehe beim TICE zunehmend eine „Zwei-Klassen-Gesellschaft“:
• Gegen das Personal werden „ordres de justification“ wegen Bagatellverstößen verhängt.
• Für schwerwiegende Fehlentscheidungen auf Direktions- oder politischer Ebene – mit klaren Auswirkungen auf Arbeitsbelastung, Überstunden und Gesundheit der Beschäftigten – übernimmt hingegen niemand die Verantwortung.
Blockierter Sozialdialog und Repression nach Protestkundgebung
Am 19. September 2025 hatte die FGFC-TICE-Sektion in Zusammenarbeit mit der Personaldelegation zu einer Protestkundgebung aufgerufen. Die Politik nahm diesen Appell jedoch nicht ernst und sah sich nicht veranlasst, sich innerhalb einer angemessenen Frist mit der FGFC an einen Tisch zu setzen. Die Vizepräsidentin des TICE erklärte in der Presse sogar, ihr seien keine Probleme beim TICE bekannt.
Hinzu kommt, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im „horaire mobile“ arbeiten, einen „ordre de justification“ erhielten, weil sie an der Kundgebung teilgenommen hatten – obwohl sie sich zuvor ordnungsgemäß ausgestempelt hatten. Für die FGFC ist dies ein deutliches Signal für eine bedenkliche Haltung des TICE gegenüber dem Sozialdialog und mehr noch eine Provokation gegenüber dem eigenen Personal und dem öffentlichen Dienst.
Dialogversuche im Leeren – Schlichtung als letzter Ausweg
Seit Herbst 2024 hat die FGFC mehrfach versucht, mit der Direktion des TICE in einen konstruktiven Austausch zu treten – mit dem Ziel, Missstände anzusprechen, Lösungen zu suchen und gemeinsam an einem respektvollen Arbeitsumfeld zu arbeiten. Statt offener Gespräche habe man jedoch „politisches Schweigen“ erlebt: Jede Initiative zum Dialog sei mit Stille, Abwehr oder ausweichenden Terminvorschlägen beantwortet worden.
„Wir haben alles getan, um den Dialog am Laufen zu halten – aber wenn jede ausgestreckte Hand ignoriert wird, bleibt nur noch der Weg der Schlichtung“, so die Gewerkschaft.
Mit dem Antrag auf Einschaltung des nationalen Schlichtungsdienstes setzt die FGFC ein klares Zeichen: Es geht nicht um Konfrontation, sondern um Verlässlichkeit, Respekt und die Einhaltung grundlegender Prinzipien im öffentlichen Dienst. Die Beschäftigten des TICE übernehmen täglich Verantwortung – für Sicherheit, Pünktlichkeit und Service im öffentlichen Transport.
Gleichzeitig beobachtet die FGFC mit Sorge, dass der bestehende Konflikt zwischen Personalvertretung und politischer Führung intern genutzt wird, um Verschlechterungen durchzusetzen – teilweise unter Missachtung bestehender Abmachungen und rechtlicher Verpflichtungen. Dieses Vorgehen untergräbt nicht nur das Vertrauen der Beschäftigten, sondern stellt auch die Grundpfeiler des Sozialdialogs in Frage. Die FGFC bedauert, dass sich die Situation derart zuspitzen musste, bevor überhaupt Bewegung möglich wurde.
Verantwortung übernehmen – Schlichtung als Chance
Die FGFC ruft alle politischen Akteure auf, ihrer Verantwortung endlich gerecht zu werden und die Schlichtung nicht als Niederlage, sondern als Chance zu begreifen. Der eingeschlagene Weg ist ein rechtlich vorgesehener und notwendiger Schritt, um die Blockade zu lösen – ein Schritt, den die FGFC nicht gesucht hat, nun aber gehen muss, weil vonseiten der Leitung und der Politik keine andere Option mehr offen geblieben ist.
Die FGFC hat die Schlichtungsprozedur formell eingeleitet, der Dossier wurde finalisiert und an den Anwalt übergeben.
Zu den zentralen Forderungen gehören unter anderem:
• eine „charte de collaboration“, die den Sozialdialog in den Mittelpunkt stellt,
• ein externer Audit vom TICE und seinen Arbeitsprozessen,
• eine kohärente, transparente und realistische Personal- und Budgetpolitik.
„Unsere Kolleginnen und Kollegen beim TICE verdienen Respekt, klare Kommunikation und faire Behandlung. Schweigen ersetzt keine Verantwortung“, hält die Gewerkschaft fest. Was bei TICE fehle, sei nicht der gute Wille der Beschäftigten – sondern der politische Wille zu ehrlicher Kommunikation und konkretem Handeln.
Die FGFC wird sich nicht einschüchtern lassen und steht weiterhin fest an der Seite der Beschäftigten, um den Sozialdialog wiederherzustellen und die Rechte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verteidigen.